Haiku Pfad
Nur die Sprache vermag, die Poesie des Wissens um die Reinheit, Schönheit und Wahrhaftigkeit des Lebens den Sinnen kundzutun. Das „Haiku“, eine Übung äußerst verdichteter Lebensform menschlichen Denkens, hatte es mir angetan. Viele Jahre hindurch waren mir immer wieder Haiku in den Sinn gekommen. Ich empfand es als besondere Freude, Gedanken und Empfindungen in die strenge Ordnung von drei Zeilen zu fünf – sieben – fünf Silben zu bringen. So entstand mit der Zeit eine kleine Sammlung solcher Mini-Gedichte.
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Und wie es mit solchen Dingen oft der Fall ist, sie gaben keine Ruhe und ich musste in ihrem Sinn aktiv werden. Aber wie? Zuerst schickte ich die Haiku einem lieben japanischen Freund, Tadashi Otsuru (er hatte viele Jahre in Deutschland gelebt) und bat ihn, die Haiku zu ‚beurteilen‘. Die Antwort fiel ermunternd aus und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Tadashi übersetzte meine Haiku in alt-japanische Haiku-Formen und so war ein deutsch-japanisches Werk entstanden
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Und die Idee, dieses ‚Werk‘ in einem Haiku-Pfad auszustellen, ließ nicht lange auf sich warten. Nach Absprache mit der obersten Forst-Behörde und amtlicher Genehmigung des auf ein Jahr befristeten Projekts konnten wir loslegen. Die Haiku mussten zweisprachig digitalisiert und schließlich in lateinischen und altjapanischen Schriftzeichen auf weiß beschichtete Blechtafeln aufgedruckt und dann zur Rechten und Linken des vorgesehenen Weges mit jeweils 4 rostfreien Schrauben an Bäumen befestigt werden. So entstand in Tübingen, rund ums ‚Heuberger Tor‘, ein wunderschöner Haiku-Pfad.
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