Theorie der Existenz
Gesamtausgabe in fünf Bänden, Lieselotte Heller Archiv, Berlin, 2024.
Gesamtausgabe in fünf Bänden, Lieselotte Heller Archiv, Berlin, 2024.
Die Theorie der Existenz, die Lieselotte Heller in fünf Schriften vorlegt, ergründet das Phänomen der Eigenschwingung als elementare Lebensform des Könnens. Die Titel dieser Schriften sind:
Mit der Frage nach der Rationalität des Denkens erforscht Lieselotte Heller die Lebensformen des Wissens, welche die Gelehrten zu allen Zeiten kultureller Blüte in poetischen Verdichtungen zu Lehrformen erhoben hatten. Eine narrative Praxis, wie die des Erzählens zum Beispiel, ist nicht mit den Denkformen der neuzeitlichen Lebenswelt in Einklang zu bringen, und doch ist 'Poesie', die von sich aus 'Lehrende', im ausgesprochenen Wort stets allgegenwärtig.
Bei ihrer Forschungsarbeit stößt die Autorin immer wieder auf erstaunliche Wissensgründe, die von einer frühen 'Aufklärungsepoche' ein beredtes Zeugnis ablegen. Der betont kommerziellen Alltagswelt stellt die Autorin ein eigentönig gestimmtes Sprachvermögen an die Seite. Dabei richtet sie ihren Blick vor allem auf das Phänomen des innermusikalisch (tonotop) vernetzten nervösen Organismus des Ohrs wie auch auf die spezifische Sensorik des Inneren Gehörs, aufgrund dessen wir Menschen die Wahrhaftigkeit der Schönheit, Klarheit und Reinheit des Denkens und Sagens erst zu erkennen und zu verstehen vermögen.
Dieses uns immer schon zur Disposition stehende Vermögen des Sagens und Artikulierens stellt uns vor die universelle Aufgabe, willentlich die nötigen Lebensräume zu bereiten, so dass bewohnbare Lebenswelten sich (uns) immer wieder von Neuem erschließen. Der kommerziellen Alltagswelt stellt die Autorin das dialogisch begründete, eigentönige Sprachvermögen des Menschen als Potential der Veränderung und Erneuerung eigener wie kollektiver Lebensformen an die Seite.
Wobei das Libretto schließlich (mit Vor- und Nachwort) die Quintessenz des gesamten Werks in sich zusammenfasst. Der durch alle Schriften gezogene 'Rote Faden' ist offensichtlich: Es ist die Lust des Denkens, welche die Autorin als wesentlich geistige Antriebskraft für das schöpferische Tun (tätige Sein) einfordert, sollen auch das Irren und Fehlen, notwendige Parameter einer individuell gefühlten Zeit, ihren angemessenen Spielraum finden können. Erst in der Stille individuellen Mühens lässt sich der notwendig paradoxe Freiraum schaffen, der für die Kunst unerlässlich ist. Das will sagen: Ohne das in der Ahnung (ursprüngliche, individuell nicht hintergehbare Lebenskraft) geborgene, einerseits kosmische, andererseits faktische (korrekte) Wissen wird die komplexe Struktur des Lebens dem Bewusstsein sich nicht erschließen. Und es bedarf zudem des jeweilig geistigen Vermögens, die Wahrhaftigkeit des Tuns sich, als geistige Nahrung, selbst anzueignen. Lebenskräfte wollen erkannt und im Werk in tätiges Sein übersetzt werden, stimmhaft werden. Die Sinnlichkeit des eigenen Worts, der eigenen Sprache, will gelebt sein. Auf diese elementare Einsicht gründet die Autorin ihre Theorie der Existenz.