Nachtgesang
Null und Nichtig

Smartphone, Handy und Television
halten mit zäher Macht 
die neue Welt in Schacht.
Frag‘ nicht: für wie lange.
Aber sei nicht bange,
endlich ist jede noch so lange
Schlange.

Längst sind sie entzaubert die alten Träume.
Was bleibt sind endlos erkaltete Räume.
Und es gibt nicht mehr viel der alten Bäume.

Himmelwärts streben teure Immobilien;
auf Balkonen wachsen aus Papier die Lilien.

Hast du verloren, was früher du deine Heimat genannt,
dein gebrechlich Haus dort noch dem Wind widerstand?
Oder zu der Menschheit ewiger Schand,
für immer gar vom Erdboden verschwand?

Wo sind all die Mäuse und Ratten der Schlacht,
die nächtens ihre Gegner zum Schweigen gebracht?

Wer ist es denn, der ins Fäustchen sich lacht, 
wenn Saus und Braus halten die Welt in Schacht?

Die Welt ist aus den Fugen geraten.

Das Kind, in seinen frühen Tagen,
kann auch schon was ins Handy sagen.

Es sieht die Stöpsel in Aller Ohr
und ist so einsam, wie nie zuvor.

Zu fragen nach des Lebens Ziel,
wer nimmt sich schon die Zeit.
Ein wahrhaft Wort führt oft zum Streit
dem Frieden bringts nicht viel.

Manch einer kann es nicht lassen:
es hallet wider in allen Gassen
‚Der Markt muss boomen,
auf Teufel komm raus.‘ 
Was denkt denn da die kleine Maus?

Wenn die Werbung verkündet in schrillem Ton: 
Es soll sich vermehren
die Null der Million!

Wen juckt das schon?

​Lieselotte Heller, 19. Mai 2023

Als PDF herunterladen